Montag, 8. April 2019

Wenn Erdlinge Musik ins All senden

Von alternativen Aliens zu human beings - ein persönlicher Post von CloudFlo
"Music, that represents humanity - ganz ehrlich?"
 E.T. tut mir jetzt schon leid (© gemeinfrei - coleur / pixabay) 

 SETI und das Earthling Project 


Zunächst dachte ich an einen verfrühten Aprilscherz, als ich diese Meldung zum ersten Mal gelesen habe. Die Jungs und Mädels vom SETI Institute - genauer The Eartling Project haben aktuell vor, musikalische Klänge ins All zu senden. In der Hoffnung, dass E.T. oder auch ein anderer da draußen darauf aufmerksam wird (es gar 👍),  und dann vielleicht mal aufn Sprung vorbeischaut bei unserer guten alten Mutter Erde. Es geht um Musik, die die Menschheit repräsentiert. Aha.

Beim Earthling Project gesucht sind "die größten Hits der Erde". Könnte auch ein halbwegs genialer Schachzug der GEMA sein, die verzweifelt versuchen, ihr Tantiemen-Niveau zu halten und vielleicht sogar ex-ORBIT-ant zu steigern. Mittel- oder langfristig sicherlich vorstellbar, zumindest vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Urheberrechte, Artikeln wie 13 oder jetzt 17, um Uploadfilter und damit eben auch um Vervielfältigungsrechte.

Abba, AC/DC und Rammstein im All


Was geschieht, wenn ein Alien Musikstücke wie Dancing Queen [Abba], Hells Bells [AC/DC], oder irgendwas von Rammstein hört. Da wird er doch aufmerksam, zumindest aber stutzig!? Spätestens aber dann, wenn der Bot einen Link wie diesen hinterherschickt, ML und AI machen´s möglich.




Geschmäcker sind verschieden. Meine These ist ja: das kommt darauf an. Nur weil wir, diese untergeordnete Gattung der Trockennasenprimaten, besser bekannt als Homo sapiens und damit der Mensch, so ticken und denken, wie wir es eben tun, heißt es ja noch lange nicht, dass dies andere (nicht zwingend auch Trockennasenprimaten) auch nur ansatzweise nachvollziehen können. All das würde jetzt aber zu weit weg führen. Daher ... ->> zurück zum Thema:

SETI und das Mixtape für Aliens


SETI kennt Ihr noch: SETI steht für "search for extraterrestrial intelligence" und war mit SETI@home lange Zeit vor Matrix schon mein beliebtester Bildschirmschoner. Defacto handelt es sich beim SETI Insitute um eine gemeinnützige Forschungsorganisation aus dem Silicon Valley, die 1984 gegründet, sich zur Aufgabe gemacht hat mittels modernster Technologien das bis jetzt bekannte Universum nach dem Ursprung des Lebens zu erforschen. Zusammenhänge sollen erkannt und erklärt werden, um so eine Grundlage zu schaffen für den weiteren Spirit für gegenwärtige und zukünftige Generationen.

Anfangs ging es bei SETI nur darum, zu lauschen, also quer durch alle Frequenzen das All abzusuchen nach wiederkehrenden Ereignissen - ein Rhythmus etwa - um so vielleicht die Antwort auf die Frage zu finden: sind wir wirklich allein, oder ist da draußen noch jemand?

An Henne und Ei vorbei


Wenn sich also beispielsweise ein Alien ein Ei in die Pfanne haut, dann verursacht das Geräusche. Das regelmäßige Rühren in der Pfanne wäre dann der Rhythmus, und der soll dann mithilfe unglaublicher Teleskope, Satelliten, gepaart mit den entsprechenden Algorithmen, uns davon in Kenntnis setzen.

Soweit die Theorie: Es haperte aber anfangs an der notwendigen Rechenleistung zur Auswertung des extrem hohen und nie endenden Datenaufkommens, denn SETI lauschte fortwährend und lieferte daher eine unvorherstellbare Menge an Rohdaten, die allesamt eine Auswertung erforderten. Mangels ausreichender Ressourcen wurde die Warteschlange immer länger.

Den Wissenschaftlern von der Universität Berkeley kam daher die geniale Idee, einfach die gesamte und tagtäglich rapide ansteigende Internet-Community miteinzubeziehen: So gründete das Berkeley SETI Research Center kurz nach der Jahrtausendwende mit BOINC (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing) eine Art Middleware zur einfachen Vernetzung aller möglichen Compute-Ressourcen, heute noch als Grid Computing bekannt. BOINC ist heute noch immer aktiv und mittlerweile in vielen wissenschaftlichen Gebieten zuhause.

All das gepaart mit einem hübschen Screensaver, der einem suggerierte, man ist Teil einer ganz großen Geschichte - schließlich geht es ja um die Frage: "Is there anybody out there", führte zu einer Art Massenbewegung, die heute so kaum mehr vorstellbar ist.

Massenbewegung, eher obsolet


Heute - im Cloud-Zeitalter - liegen enorme Kapazitäten an Compute-Ressourcen oftmals einfach brach, Speicherplatz und Rechenpower werden auf Abruf vorgehalten, könnt ja sein, dass wer gleich ganz kurz ganz viel braucht. Dekadenz pur. Wir haben ja auch kein Klima-Problem, so what? Wie cloud-fähige Rechenzentren die Umwelt belasten, dazu hat meine Kollegin kürzlich eine Studie von Supermicro vorgestellt, den ganzen Artikel findet Ihr hier.

So, was ist Fakt?


Fakt ist, die großen Hyperscaler dieser Welt haben - ähnlich wie ein Atomkraftwerk -  größere Schwierigkeiten, temporär zu nutzende Compute-Resourcen erst bei Bedarf hochzufahren, anstatt sie von vornherein am Laufen zu halten - Lüftung, Strombeschaffung und -verbrauch, all die Rechenzentren und die dafür genutzten Flächen, die Security, der Chief Facility Manager und seine Jungs, die IT-Abteilung - all die sitzen doch sonst nur rum. Brachliegende Ressourcen. Und das wiederum hält offenbar unsere schnelllebige  Marktwirtschaft nicht aus. Aber genau an dieser Stelle können wir, die Kunden und Verbraucher, etwas gegensteuern. Die Nachfrage steuert das Angebot, und nicht umgekehrt. So sollte es zumindest sein ... Daher mein Appell: Leut´, entschleunigt Euch. Die Welt im hier und jetzt und auch die in naher Zukunft wird es uns danken. Hope dies last.

Ich beende diesen Post mit einem meiner Lieblingslieder: What a wonderful World vom großen Louis Armstrong aus meinem Geburtsjahr 1967.




@SETI: schickt das doch bitte mit ins All 😇. Dann mögen sie vielleicht gnädig mit uns sein ...

Wir haben nunmal nur diese eine, noch wunderbare Welt.

+++ ENDE +++