Montag, 25. Februar 2019

Wenn Maschinen die Schulbank drücken

KI und Machine Learning sind die Top-IT-Trends 2019
Machine Learning-Algorithmen lassen sich in
 alle möglichen Anwendungsszenarien integrieren
 (© gemeinfrei - geralt / pixabay) 
Das Gedächtnis, das nie vergisst - zugegeben, das klingt schon verlockend. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML)  derzeit ganz hoch im Kurs stehen. Beide Technologieansätze haben hohes Potential. Aber auch Risiken - wie so oft gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille.

Die zunehmende Vernetzung selbst von alltäglichen Dingen wie Kleidung, Haushaltsgeräten, Fahrzeugen und all die vielen Sensoren im Smart Home und künftig auch im industriellen Umfeld (IoT) erzeugt dabei eine Unmenge an Daten, die - zusammengeführt und intelligent ausgewertet - völlig neue Einblicke in Abläufe ermöglicht.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So sind es nun mal primär die Annehmlichkeiten, die wir als Konsumenten wahrnehmen. Es ist doch schön zu wissen, dass es gleich um die Ecke an der Adresse, die Du gerade mit Unterstützung Deines Navis oder Google Maps gefunden hast, eine Bäckerei gibt, in der man sich mit Butterbreze und Kaffee eindecken kann. Nur so als Beispiel.



Grenzenlose Sammelwut


Google weiß nicht nur, wonach ich suche, standardmäßig wird im Aktivitätenprotokoll auch mitgetrackt, an welchen Koordinaten sich unser ständiger Begleiter - das Smartphone - aufhält, wie oft, wie lange, an welchem Ort, zu welcher Zeit. Das alles wird minutiös erfasst und gespeichert.

Sieht man sich die Ortungsdienste in den Einstellungen des Smartphones mal genauer an, wird man überrascht sein, wie viele Apps an solchen Informationen interessiert sind, selbst dann wenn sie gar keine direkte Ortungsfunktion haben! Ich hab gerade mal durchgezählt: auf meinem Mobile Device sind es sage und schreibe 33 Apps, die liebend gerne wüssten, wo ich mich gerade aufhalte (die Systemdienste nicht mitgezählt!). Auch hier gilt der Spruch "Daten sind das neue Öl" - je mehr Du davon hast, desto aussagekräftiger und wertvoller wird das Gesamtbild. Dein Profil wird immer mehr zum digitalen Spiegelbild der eigentlichen Persönlichkeit.

Apropos Smartphones: Ob die kleinen digitalen Alleskönner zum absoluten "must have" gehören, notwendiges Übel sind oder gar erhebliche Risiken bergen, hängt - wie so oft - von der Sicht des Betrachters ab. Der renommierte Astrophysiker Prof. Dr. Harald Lesch (u.a. bekannt durch die ZDF-Sendungen Terra X oder Leschs Kosmos) bezeichnet die technologische Errungenschaft auch gern mal als digitalen Diktator.

Irgendwie hat er ja Recht, trotzdem möchte ich persönlich nicht auf meinen ständigen Begleiter verzichten. Eine differenzierte Betrachtung sei in diesem Zusammenhang aber durchaus zu empfehlen. Wie seht Ihr das? Freu mich über jeden Kommentar zum Thema 💬 😉.

Big Brother, immer und überall


Nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker, aber ich bin auch nicht naiv oder blauäugig! So kann ich jedem nur dringend davon abraten, allzu leichtfertig mit seinen Daten und den Datenfreigaben umzugehen. Die Devise lautet vielmehr: weniger ist mehr!

Aber zurück zum eigentlichen Thema: KI. Hier sind sich alle Experten und Zukunftsforscher einig, KI und ML wird unser Leben grundlegend ändern, privat wie beruflich. Wenn uns Maschinen künftig das Denken abnehmen, bleibt uns Zeit für andere Tätigkeiten. Wir sollten nur aufpassen, uns nicht all zu sehr in Abhängigkeit zu begeben und nicht alle Fäden der Verantwortung aus der Hand zu geben. Sonst laufen wir Gefahr, am Ende als Verlierer dazustehen, entmündigt von Maschinen und Software.

KI soll den Chef unterstützen oder ihn gar ersetzen
(© Bitkom Research)

Weg mit dem Chef? Nein!


Die Idee für diesen Blog-Post stammt übrigens aus einer repräsentativen Befragung des Bitkom zu den Wünschen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Vier von zehn der befragten berufstätigen Bundesbürger (44 Prozent) wünschen sich, dass eine KI den eigenen Vorgesetzten unterstützt, etwa mit automatisierten Analysen für schnellere und bessere Entscheidungen. Knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent) würden sogar noch weiter gehen und den eigenen Chef gerne komplett durch eine KI ersetzen.

Ich persönlich würde es dann doch eher vorziehen, einen Chef in Leib und Blut zu haben, zu groß wäre die Gefahr, dass die Künstliche Intelligenz allzu viel Daten von mir hätte, die im Arbeitsalltag nichts verloren haben. Auch würde es sich wahrscheinlich schwierig gestalten, eine Künstliche Intelligenz von irrationalem Gedankengut zu überzeugen - aber genau dies braucht es halt manchmal, um zum erwünschten Ziel zu kommen. Das gilt im Privaten genauso wie im Arbeitsleben.

Wer sich tiefgreifender über den Status quo und aktuelle Entwicklungen im Bereich der KI auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich das Fachportal BigData-Insider von meinem geschätzten Kollegen Nico. Dort widmet sich ein ganzer Themenkanal der Künstlichen Intelligenz.